Umbau bei Müller Recycling für noch mehr sortierte Reinheit
«Die Herausforderung beim Recycling von PET -Getränkeflaschen ist heute der geforderte Reinheitsgrad innerhalb der einzelnen Fraktionen, der Lebensmittelstandard erreichen soll», fasst Geschäftsführer Thomas Müller die Ausgangslage zusammen.

Nur aus möglichst reinem Sammelgut entsteht letztlich hochwertiges R-PET für die Wiederverwendung als PET-Getränkeflaschen. Nächstens wird deshalb umgebaut bei der Müller Recycling AG in Frauenfeld, dem grössten PET-Sortierzentrum der Schweiz. Eine der beiden Sortieranlagen hat nach fast 20 Jahren ihr Dienstalter erreicht. Im November wird nun die alte Anlage durch eine neue, innovative Sortiereinheit ersetzt. Zudem werden die Warenannahme und einzelne Teile der bestehenden Anlage umplatziert. Ziel ist eine höhere Reinheit in den einzelnen Fraktionen, und dies möglichst bereits in der ersten Sortierung, was mehrfach nachhaltiger ist. Ausserdem können mit der neuen Anlage noch weitere Fraktionen aussortiert und für die Kreislaufwirtschaft bereitgestellt werden.
Auf drei Sortierbänder zu noch mehr Reinheit
Ab Januar 2024 laufen bei Müller Recycling drei hochmoderne Sortierbänder. Pro Jahr werden 23’000 Tonnen PET-Getränkeflaschen sortiert und zu Ballen gepresst. Das gesammelte, angelieferte Material wird als Erstes vollautomatisch nach Farbe und Material
sortiert. Im Einsatz sind Nah-Infrarotsensoren zur Materialerkennung und optische Sensoren für die Farberkennung. Ganz auf die Technik verlassen will und kann man sich in Frauenfeld jedoch nicht. «Um bei den PET-Getränkeflaschen eine Reinheit von über 99 Prozent und damit Kreislaufqualität zu erreichen, braucht es nach der elektronischen Vorsortierung unbedingt noch eine manuelle Handsortierung.» Nur Handsortierer:innen können erkennen, dass beispielsweise eine transparente Essigflasche oder die transparente Flasche
einer Mundspülung keine PET-Getränkeflasche ist. Die Materialerkennung unterscheidet dies nicht. Viele Handsortierer bei Müller Recycling sind langjährige Mitarbeiter mit teils 20 oder fast 30 Jahren Erfahrung, die falsche Flaschen blitzschnell erkennen und aussortieren. Thomas Müller erklärt: «Ihre Erfahrung und ihr Tempo beim Aussortieren tragen massgeblich dazu bei, dass unsere Sortierfraktionen die hohe Reinheit aufweisen, welche die Branche heute fordert.» Denn: Je reiner der Input, desto besser die Qualität beim R-PET.
Die neue Hightech- Sortieranlage bei Müller Recycling
Müller Recycling in Frauenfeld betrieb 1992 die erste manuelle PET-Sortiertieranlage der Schweiz mit einer Kapazität von rund 800 Tonnen sortierten PET-Getränkeflaschen pro Jahr. Zwei Jahre später wurden die ersten elektronischen Sortiermodule eingebaut. 2004 und 2015 kamen zwei weitere Anlagen dazu, mit Kapazitäten von 12’000 und 20’000 Tonnen pro Maschine und Jahr. Derzeit baut Müller Recycling AG eine neue Hightech-Anlage für die Sortierung von PET-Getränkeflaschen – ab Januar 2024 ist sie der Goldstandard punkto Reinheit der Fraktionen.
Herausforderung: Maximal 2 Monate Stillstand
Die neue Sortieranlage ersetzt den Anlagenteil von 2004, wird strukturell neu aufgebaut und ins Konzept der Anlage 2015 integriert. Beim Ausbau und Versetzen von Komponenten dürfen die darüberliegenden Elemente nicht entfernt werden. Eine Herausforderung, welche spezialisierte Schwerlasthubgeräte für die Demontage und Montage nötig machen. Für die PET-Kreislaufwirtschaft in der Schweiz ist es entscheidend, dass die Sortierung bei Müller Recycling maximal zwei Monate stillsteht. Aufgrund des begrenzten Zeitfensters werden beim Um- und Neubau 20 bis 35 Techniker beschäftigt sein.
Verbesserte Technologie: Höhere Kapazität, mehr Reinheit
Durch bestehende und neue sensorbasierte, elektronische Sortiermodule ist eine effiziente und präzise Aussortierung von weiteren Materialfraktionen möglich. Dies liefert höhere Kapazitäten und Reinheiten bei weniger manueller Sortierung. Auf der neuen Sortieranlage werden pro Sekunde rund 49 PET-Getränkeflaschen nach Farbe und Qualität aussortiert. Zur automatischen Aussortierung von PET-Tiefziehschalen wird die innovative GAIN-Technologie eingesetzt. Sie analysiert Bilder und Daten, um recycelbare von nicht recycelbaren Materialien zu unterscheiden. Die Technologie wird erstmals in einer Schweizer PET-Sortieranlage eingesetzt.
Beeindruckende Leistung: 99,96% Reinheit
Windsichter, zusätzliche Siebe und ein modifizierter Ballistiksichter bilden die Grundlage für die verbesserte Trennung von flächigen, rollenden Fraktionen sowie Kleinteilen. Auf der neuen Anlage werden verschiedene PET-Fraktionen für das Bottle-to-Bottle- Verfahren, aber auch Fraktionen wie PET-mixed, Getränkekartonverpackungen, FE-Metalle etc. aussortiert. Die Anlage verarbeitet eine Eingangsmenge von über 5 Tonnen pro Stunde. Bei Bottle-to-Bottle-Fraktionen wird mit 3 bis 4 Handsortierer:innen in der Nachsortierung, die nach wie vor zum Prozess gehört, eine Reinheit von bis zu 99,96 Prozent erreicht.
Den ganzen Beitrag gibt es im PETflash Nr. 83.